Laufend kommen neue digitalisierte Tonspuren von Schellackplatten in das Archiv der Schweizerischen Stiftung Public Domain.
Diejenigen, die uns irgendwie interessant vorkommen, werden jeweils in unregelmässigen Abständen in unserem Newsletter vorgestellt.
Diesmal: Neuigkeiten und Statistiken und noch einmal deutsche Schlager und andere Unterhaltungsmusik.
Donations are sorely needed to pay for the materials and the rent of the storage space.
Neuanfang mit dem Büro des Schellack-Archivs in Dürnten
Der Jahreswechsel hat uns mit dem Umzug viel Arbeit beschert. Nun digitalisiere ich unsere Schellackplatten im Klangmaschinenmuseum (KMM) in Dürnten,
wo ich das Büro der Leiterin Kultur und Ausstellungen für einen bezahlbaren Preis mitbenutzen darf. Vom Team des sehens- bzw. hörenswerten KMM bin ich freundlich aufgenommen worden.
Die Fotokopier-Station bleibt im fensterlosen Arbeitsräumchen neben dem Plattenlager installiert.
Die Postadresse der Schweizer Stiftung Public Domain bleibt beim Joweid Zentrum 4, 8630 Rüti ZH, wo auch das Plattenlager ist.
KMM-Lunch
Das KMM Kukturzentrum lädt jeweils am ersten Mittwoch des Monats zum KMM-Lunch ein.
Der nächste findet am 5. März statt.
Ich werde dann dort sein und würde mich freuen, einige Schellack-Freunde dort zu treffen.
Statistik 2024
Da wir viele Anfragen zu Zahlen erhalten, haben wir vor einem Jahr eine differenzierte Statistik implementiert, deren Resultate zum Stichtag 31.12.2024 wir nun präsentieren können.
Gesamtes Archiv
Das Archiv enthält 40'403 fotografierte Plattenlabels.
Davon sind 16'050 Tonspuren digitalisiert. 3'196 dieser Tonspuren sind in 398 Alben enthalten.
Produktion 2024
Es wurden 6'220 Plattenlabels fotografiert.
Davon wurden 3'360 Tonspuren digitalisiert. 131 Alben wurden zusammengestellt. 7 Newsletters wurden mit 90 Playlists verfasst.
Gerade bei Websites gibt es viele Möglichkeiten, eine riesige Menge von Klicks auszuweisen. Wir haben uns um realistische Zahlen bemüht, die entsprechend bescheidener ausfallen.
Die Website wurde 556'613 mal besucht. Allerdings sind in dieser Zahl auch Abrufe unseres Radiokanals und von diversen Robotern enthalten.
Ohne die Abrufe von unserem Radiokanal bleiben noch 253'498 Besuche. (303'115 Besuche gingen also auf das Konto des Radiokanals.)
Neuerdings besuchen uns die Roboter der Suchmaschinen recht oft. Das ist angenehm, da wir laufend neue Platten erfassen und digitalisieren. Man findet kürzlich hochgeladene Platten sehr schnell via Google oder Microsoft (Bing). Auch von ChatGPT wird unsere Site besucht.
Ohne die 94'211 Besuche von Robotern von Google, Microsoft (Bing) und ChatGPT verzeichnen wir 159'287 Besuche von Einzelpersonen.
Plattform
Diese Besuche von Einzelpersonen erfolgten von verschiedenen Plattformen:
Platform
Häufigkeit
Windows
76'328
Android
32'681
Macintosh
16'244
Other
12'698
Linux
11'372
iPhone
9'964
Desktop PCs sind immer noch in der Mehrzahl. Aber die Zugriffe mittels Smartphone machen etwa einen Drittel der Besuche aus.
Es hat sich also gelohnt, die Website auch für solche Besucher zugänglich zu machen. Die Kategorie «Other» enthält alle Zugriffe (z.B. via Proxy) die wir nicht eindeutig zuordnen konnten.
Aktivitäten
Die folgenden Besuche wurden registriert:
Besuch
Häufigkeit
Stream (MP3)
51'436
Label (PNG)
50'126
Stream (Album)
26'862
Track (GIF)
21'989
Stream (Playlist)
5'751
Download (FLAC)
3'022
None
86
Download (ZIP)
15
Es wurden also rund 50'000 einzelne Tonspuren per Streaming abgerufen, 26'000 Alben gehört, 5'750 Playlist abgespielt, und 3'000 FLAC-Dateien heruntergeladen.
Besucher
Weil die meisten Besucher immer von derselben IP-Adresse kommen, können wir die Anzahl verschiedener Besucher ungefähr bestimmen.
Unsere Website wurde 2024 von rund 11'000 Besuchern angeschaut
Der häufigste Besucher erzeugte rund 20'000 Besuche. Das dürfte Hartwig Thomas gewesen sein.
6'247 verschiedene Benutzer besuchten die Website mehr als einmal, 1'609 besuchten sie mehr als zehnmal.
Hitparade 2024
Folgende 73 Tonspuren wurden mehr als 50 mal als Stream abgerufen:
Trotz der Entlastung auf der Ausgabenseite durch die Aufgabe des Büros ist die Schweizerische Stiftung Public Domain weiterhin dringend auf Spenden angewiesen, um die Lagermiete und das Archivmaterial (Plattenhüllen, Archivschachteln) zu bezahlen.
Sämtliche Arbeit am Archiv wird ehrenamtlich geleistet. Bitte unterstützt diese Arbeit!
CD als Dank
Wer 100 Franken spendet, erhält auf Wunsch eine CD mit rund 20 selbstgewählten 20 Titeln.
Mitgliedschaft Förderverein
Wer wünscht, dass das Schellackplatten-Archiv auch längerfristig besteht, wird gebeten, dem Förderverein beizutreten.
Mitglieder (100 CHF/Jahr),
Gönner (250 CHF/Jahr) und
Institutionen als Mitglieder (2000 CHF/Jahr)
Helfer gesucht
Wir danken allen, die ihr Bedauern über die Aufgabe des Büros geäussert haben.
Man kann uns auch unterstützen, ohne etwas zu spenden. Wir suchen Helfer auf folgenden Gebieten:
Bekanntheit des Schellack-Archivs steigern
Treffen organisieren
Präsenz auf Social Media aufbauen und pflegen
Kontakte mit anderen Organisationen aufnehmen und pflegen
Redaktion Newsletter
Unsere Internet-Radio-Kanäle technisch betreuen
Unsere Internet-Radio-Kanäle inhaltlich betreuen
Fundraising
Es genügt, uns eine Anmeldung als Antwort auf diesen Newsletter zu senden.
Geschichte der schweizerischen Schallplattenaufnahmen
Locarno AG
Die Firmenbezeichnung "Locarno AG, Locarno" auf der Cimaphon-Platte St. Moritz bei Nacht
hat mich neugierig gemacht. Im Internet fand ich dann einen kurzen historischen Abriss mit einem zeitgenössischen Bild.
Es stellte sich heraus, dass die Beschreibung aus einem Artikel von Frank Erzinger und Hans Peter Woessner stammt, die zusammen mehrere längere Artikel über die Geschichte der schweizerischen Schallplattenaufnahmen publiziert haben.
Ich habe schon mehrfach von Hans Peter Woessner als Schallplattensammler gehört, dem wir auch das Bernina-Lied verdanken.
Dass er aber auch zusammen mit Frank Erzinger ein rund 500 Seiten umfassendes historisches Werk über die schweizerischen Schallplattenaufnahmen verfasst hat, hatte mir bisher niemand mitgeteilt.
Dieses Werk ist leider nie als Buch erschienen, sondern nur in fünf Teilen im Zürcher Taschenbuch publiziert worden. Verdankenswerterweise hat die ETH-Bibliothek dieses Zürcher Taschenbuch in ihrer E-Periodica-Sammlung digitalisiert online zur Verfügung gestellt:
Ich habe mir diese fünf Teile als PDFs heruntergeladen und beim Digitalisieren der Schellackplatten gelesen, bzw. überflogen und bin begeistert. Dieses Geschichtswerk enthält akribisch zusammengetragene Information über sämtliche in der Schweiz aufgenommenen Schellackplatten und hat mir viele offene Fragen beantwortet.
Gerüchteweise habe ich gehört, dass Hans Peter Woessner an einer zweiten Auflage dieses Werks arbeite, welche - bei einem Werk dieses Umfangs unvermeidliche - Fehler korrigieren und inhaltlich weiter gehen soll.
Sollte dieses Werk zum Abschluss kommen, wäre es wünschenswert, dass es dieses Mal als Buch erscheint, das man im Handel kaufen kann.
Ich beobachte schon längere Zeit, dass solche Forschung ehrenamtlich und nicht mehr im akademischen Rahmen geleistet wird.
Das ist bedauerlich, finanzieren wir doch die Universitäten genau zu dem Zweck, dass solche Arbeiten nicht unbezahlt gemacht werden müssen.
Deutsche Unterhaltungsmusik
Unser Archiv ist immer noch hauptsächlich damit beschäftigt, mittels schnellem Inventarisieren, Digitalisieren und Veröffentlichen einen groben Überblick über den Bestand zu gewinnen. Eine eingehende Recherche der exakten Aufnahmedaten ist in dieser Phase zu zeitaufwendig.
Trotzdem haben wir die in diesem Newsletter vorgestellte Deutsche Unterhaltungsmusik grob in "früh" (bis 1933), "spät" (ab 1945) und "mittel" eingeteilt, weil sich die Inhalte vor 1933 doch sehr stark von denen nach 1945 unterscheiden.
Da uns die genauen Aufnahmedaten fehlen, hat diese Einteilung nur groben Orientierungscharakter und kann im Einzelfall falsch sein.
Bei Liedern wie Wer das Scheiden hat erfunden fällt einem auf, dass man selber schon lange keinen so endgültigen Abschied erlebt hat.
Die modernen Kommunikationsmittel haben die Distanzen verkürzt und Abwesenheiten vom geographischen Abstand unabhängig gemacht. Nur das Sterben geliebter Menschen ist noch ein endgültiger Abschied.
Auf der anderen Seite derselben Platte finden wir einen bewegenden Auf zum Frieden.
Das Friedenslied appeliert an Gott, den Krieg zu beenden.
Als nicht sehr religiöser Mensch freue ich mich über jede Unterstützung auch durch Gottgläubige und ihren Gott. Aber wir Menschen müssen wohl auch unseren Beitrag leisten.
Wie die ebenfalls exotische Pola Negri wurde Rosita Serrano von der Führungsriege der Nazis geschätzt - bis sie dann wegen Unterstützung jüdischer Menschen in Ungnade fiel.
(Details findet man wie immer auf Wikipedia und anderen Internet-Plattformen.) Ohne sie wäre wohl La Paloma nicht zum deutschen Schlager geworden.
Das Lied In einer Nacht im Mai endet schon in einem kleinen Scat-Gesang.
Im Der Onkel Jonathan kommt es dann zu einem solchen, der Ella Fitzgerald alle Ehre gemacht hätte.
Willy Schneider sang noch vor Kriegsende Soldatenlieder wie das Landser-Lied.
Nach dem Krieg wurde er durch Karnevalslieder bekannt. Die sehr unbescheidene Wirtschaftswunder-Mentalität bringt er schön in Dat Schönste op d'r Welt zum Ausdruck.
Karl Golgowsky und Rudi Stemmler sangen als Rodgers Duo moderne Schlager. Damals konnte man in Deutschland an Autobahn-Einfahrten noch mit gerecktem Daumen um Mitfahrt bittende Anhalter sehen:
Anhalter-Liesel. Diese Kultur ist spätestens in den 80er Jahren weitestgehend verschwunden.
Der ursprüngliche Solidaritätsgedanke wurde bei beiden Parteien von Sicherheitsbedenken verdrängt.
Diese deutsche Tochter einer deutschen Mutter und eines karibischen Vaters durfte schon zur Nazizeit als Kind im Film Münchhausen ein dekoratives Negermädchen spielen.
Nach dem Krieg posierte sie immer noch als Kinderstar. Ihre Exotik und ihr fliessendes Deutsch halfen ihr, als Schlagersängerin Karriere zu machen.
Der Wunsch, nach Hause zu gehen, war wohl unmittelbar nach dem Krieg weit verbreitet: Taxi-Lied
Illo Schieder wurde mit dem Schlager Sieben einsame Tage berühmt.
Witzig ist ihr ironisches Lob der männlichen Vorurteile gegenüber Frauen: Jonny hat recht
Wolfgang Sauer wurde als deutscher Jazz-Sänger bekannt. Mit Eine Melodie geht um die Welt versieht er eine berühmte Konposition von Chaplin mit einem deutschen Text.
Henri Allibert, genannt Alibert, hatte offenbar viele Talente. Er war vom Jazz begeistert und komponierte, textete, sang oft eher humoristische Lieder.
Ein wunderbarer Titel für ein humoristisches Chanson: Ell' s'était fait couper les cheveux.
Ausnahmsweise ist auch mal ein amerikanisches Lied dabei: The Moonshiner gesungen von Delia Murphy handelt nicht von Mondschein-Romantik, sondern propagiert illegalen Drogenkonsum.
Sie hat ihn erst 1939 auf Platte aufgenommen, als die Prohibition, das amerikanische Alkoholverbot 1920-1933, schon wieder aufgehoben war. "Moonshine" bezeichnete während dieser Zeit illegal - während der Mond schien - gebrannten oder geschmuggelten Alkohol, vor allem Whiskey.
Der australische Sänger Peter Dawson hat seine erste Schallplatte 1904 besungen. In den 20er- und 30er-Jahren war er weltweit berühmt.
Viele seiner Songs handeln von der Seefahrt wie auch der erste Vers dieses scherzahften Lieds: A Chip of the Old Block.
Chormusik ist oft weniger professionell und spiegelt die gesellschaftlichen Strukturen (Turnvereine, Lehrergesangsvereine etc.) der Zeit und deren musikalischen Vorlieben.
In dieser Playlist gleich zwei Versionen der beliebten Wolgaschlepper.
Salon-Musik wird meistens rein instrumental aufgeführt und diente als Tanzmusik und Hintergrundsmusik. Oft greift sie populäre Stücke auf. Manchmal kommen aber auch "Charakterstücke" von anderweitig unbekannten Komponisten vor.
In diesen Schachteln mit Unterhaltungsmusik fanden wir nur wenig Jazz. Als Einstimmung auf den nächsten Newsletter, der ausschliesslich Jazz enthalten wird, hier ein kleiner Vorgeschmack.
Bananen-Öl ist nicht mit Schlangen-Öl zu verwechseln, ist aber auch heute immer noch ebenso allgegenwärtig: Banana Oil
(interessant, dass "Comedian" - etwa im Gegensatz zu "Librarian" - auf English in der weiblichen Form zu "Comedienne" wird).
Urs Marti hat für uns eine Sammlung Seelisberg digitalisiert.
Diese enthält viele alte, häufig etwas kratzige Platten und enthält viele holländische Aufnahmen (z.B. De Wereld der Blinden). Auffällig ist, wie diese kleine Sammlung ein breites Spektrum abdeckt:
Politische Lieder, Oper, Operette/Film, Schlager/Jazz und Ländler verschiedenster Provenienz sind vertreten.
Linke Politik wie etwa das Solidaritätslied von Bert Brecht komponiert und dirigiert von Hanns Eisler, dem Komponisten der Nationalhymne der DDR;
oder rechte Politik wie der Deutsche Pilotenmarsch, der der verbreiteten Zensur nationalsozialistischer Inhalte nur halb entkommen ist, die sich hier in der Verunstaltung das Labels geübt hat, damit keine Information über Urheber oder Aufführende sichtbar ist.
Die Ländler stammen aus Holland, Prag, Wien, Bayern.
Auch Vogelgezwitscher kann man hier hören.
Unter der Rubrik Verschiedenes findet man wie immer Sprechplatten und Anderes, das nicht in eine der obigen Kategorien passt.
Playlisten-Navigation
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